Müsenbach – Gut getarnt ist das Wild zwischen Bäumen und Laub, trotzdem lassen sich Marlies und Co. in ihrem 2,5 Hektar großen Gehege am Ortsrand von Müsenbach gut beobachten, wenn sie mit eleganten Bewegungen die Hügel erklimmen oder sie den Bachlauf überspringen.
Das Damwild-Gatter haben Timo Skowronek und Uschi Ruppel in den vergangenen Monaten gemeinsam mit vielen freiwilligen Helfern aus Haunetal errichtet, als „Bauleiter“ fungierte Hans-Jürgen Huff. Die Idee, aus dem bis dato ungenutzten Gelände ein Wildgehege zu machen, hatte Skowronek schon 2019 gemeinsam mit Martin Ruppel, der wenig später gleich mit der Umsetzung begann und erste Pfosten für den Zaun setzte. Das Projekt sei aus einer Bierlaune heraus entstanden, erinnert sich Skowronek schmunzelnd. Doch im Dezember 2019 verstarb Ruppel plötzlich und unerwartet. Was nun?
Skowronek kommt aus Flensburg und arbeitet in Hannover als Steuerberater, doch weil die Familie Verwandtschaft in Haunetal hat, entwickelte er schon in jungen Jahren eine Leidenschaft für die dortige Landschaft und kam schließlich auch mit der Jagd in Kontakt.
Die ersten Tiere wurden vor etwa acht Wochen aus einem Gatter in Hosenfeld im Kreis Fulda geholt – ein Hirsch und zehn „Damen“, von denen ein besonders helles Tier auf den Namen Marlies getauft wurde. Da das Wild bewusst nach der Brunftzeit angeschafft wurde, sind die weiblichen Tiere nun tragend und im Sommer dürften die ersten Kälber zur Welt kommen.
1,8 Kilometer Zaun umschließen das abwechslungsreiche Gelände, das zunächst gepachtet war und nun in der Kaufabwicklung steckt. Abgestimmt ist das Gehege mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem Veterinäramt. Zugelassen sei es für 25 Wildeinheiten, erklärt Skowronek, das heißt 25 Muttertiere plus Nachwuchs im Alter von bis zu einem Jahr. Alle Tiere sind versichert. Gefüttert werden sie vom ehrenamtlichen „Zoodirektor Kurt“, der jeden Tag nach dem Rechten sieht.
Für den Wochenend-Haunetaler Skowronek ist es ein reines Hobby. „Es macht einfach Spaß, den Tieren zuzuschauen.“ Der 42-Jährige kann sich vorstellen, künftig auch Führungen für Kinder anzubieten oder ein zweites Gehege für Rotwild einzurichten. Eine Bitte haben er und Uschi Ruppel an alle Spaziergänger: Anschauen gern, füttern auf keinen Fall! Auch Bürgermeister Timo Lübeck gefällt das „Kleinod“: „Martin würde sich sicher riesig freuen, wenn er sehen könnte, was daraus geworden ist.“
(Nadine Maaz-Hersfelder Zeitung)